Die Juden der Anderen

„Eine stille Landschaft ohne Stille. Jeder Feldweg, jeder Krähenschwarm, eine Landstraße kann hierher führen: zu einem Konzentrationslager.“

Trotz unterschiedlicher Übersetzung, führen beide Fassungen der Transkription des Dokumentarfilms “Nacht und Nebel” von Alain Resnais den Zuschauer sehr gezielt auf den Fokus der Retrospektive des DOK Filmfestivals dieses Jahres hin: Die Aufarbeitung und der Umgang mit der Shoah.  In diesem Zusammenhang werden sechs Programme im Verlauf des Festivals unter dem Titel “Die Juden der Anderen” gezeigt. Jeder Teil setzt sich dabei individuell mit einem Aspekt der Aufarbeitung auseinander.

Dadurch wird der Fokus auf die verschiedenen Umgangsweisen von BRD und DDR mit der Judenverfolgung während und nach dem zweiten Weltkrieg gelegt. Während der Vorbereitung wurde allerdings nicht versucht eine weitere Veranstaltung zum Thema 2000 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland zu organisieren, „sondern zu gucken wie in den beiden Deutschlands zwischen den Jahren 1949 und 1989 mit jüdischer Nachbarschaft umgegangen worden ist und festzustellen, dass man sich gar nicht so für die jüdische Nachbarschaft interessierte, praktisch als würde man beim Billard über Bande spielen, ganz andere Sachen verhandeln.“ So Ralph Eue, einer der Kuratoren der diesjährigen Retrospektive bei DOK Leipzig.

 

Besonders das Programm „Die Juden der Anderen 2“ lenkt den Blick des Zuschauers auf diesen Vergleich. Gezeigt wird ein und derselbe Film, einmal mit ost- und einmal mit westdeutschem Kommentar. Das Publikum ist sich während der anschließenden Filmdiskussion nahezu einig: So verschieden Ost und West im Allgemeinen auch sein mögen, sichtbar wird es in diesen Filmen nicht.

Allerdings endet die diesjährige Retrospektive längst nicht mit diesem Diskurs. Zu ihrem Repertoire zählen weitere Programme. So liegt mit “Bildungsstand westdeutscher Schüler in den 50er Jahren” am Samstag der Fokus auf den Umerziehungsmaßnahmen der Nachkriegsgeneration.

Am Sonntag schließt sich der Kreis der historisch spannenden Filmserie mit “Die Juden der Anderen 6”. Eine Filmreihe, die nach der Wende entstanden ist, dürfte für Jugendliche besonders interessant sein: “Wir machen zwar eine historische Reihe, aber Geschichte reicht eben bis in die Gegenwart”, begründet Kurator Ralph Eue die Empfehlung.

Die Kuratoren haben die Reihe bewusst so angelegt, dass sich alle sechs Programme ergänzen und dennoch jedes für sich stehen kann. Ein gelungener und spannender Umgang, welcher die Erinnerungskultur wieder in den Fokus rückt. 

Autorinnen: Hannah und Mathilda, Interview: Mathilda

 

 

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