„Nasim hat uns gefunden“

Ein Film über Moria. Die Erwartungen sind klar: Elend, Hunger, Schrecken und das vernichtende Feuer. Aber der Film „Nasim“ ist kein Film über Moria. Oder zumindest nicht nur.

Stattdessen lernt man eine wahnsinnig inspirierende Frau kennen. Nasim lebt am Rande des riesigen Camps in einem aus notdürftigen Unterschlupf. Man sieht, wie sie ihrem Sohn liebevoll die Haare schneidet und wie sie Kinder unter freiem Himmel unterrichtet. Sie schafft einen Raum, in dem sie – trotz allem, was sie umgibt – Kinder sein dürfen. Heute wird gemalt. 

Dieses filmische Porträt der Afghanin Nasim ist kein Film über eine hilflose Frau auf der Flucht, die wir bemitleiden und der wir am Ende trotzdem nicht helfen. Natürlich sieht man die Missstände im Lager.  Brände, Obdachlosigkeit, Verzweiflung. Eine Demonstration griechischer Faschisten. Was man nicht sieht, ist ein Mensch, der den Geschehnissen, dem eigenen Schicksal, hilflos ausgeliefert ist. Das würde einmal mehr das individuelle Menschsein der Geflüchteten untergraben. So leicht macht es uns der Film nicht. 

Der Film „Nasim“ ist das Gegenstück zum auf Mitleid statt Mitgefühl abzielenden „fast journalism“. Er portraitiert Nasims Alltag und den ihrer Familie auf zutiefst einfühlsame, menschliche Weise. Den Regisseuren Arne Büttner und Ole Jacobs gelingt es dabei, einen mit Hoffnung zurückzulassen. Hoffnung, für die Menschen, die immer noch unter widrigsten Umständen an den Außengrenzen Europas in Camps hausen. Hoffnung, dass dieses filmische Porträt uns endlich inspiriert, Hilfsbedürftige zu empowern. Ihnen zuzuhören. So wie der Film “Nasim” es tut.

Autorin und Interview: Cassia

 

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