„Du bist so isoliert, dass du anfängst mit deinen Socken zu reden.“

In dem Kurzfilm “Biegen und Brechen” geht es um Alex, der mit seiner alleinerziehenden Mutter in der DDR im Vogtland lebt. Die Mutter von Alex besitzt ein sehr hohes Gerechtigkeitsbewusstsein und kritisiert den Staat mit seiner kommunistischen Diktatur, was sie auch offen sagt. Beide bekommen die Konsequenzen dieser Offenheit vom Staat zu spüren.

Alex wird mit 11 Jahren ungewollt von seiner Mutter getrennt und in ein Spezialheim für schwererziehbare Kinder gesteckt, welches mehr wie ein Knast ist. Aufgrund mehrfacher, teils erfolgreicher Fluchtversuche, wird er von der Polizei gesucht und schließlich gefunden. Zur Strafe kommt er in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau, der nicht nur so aussieht wie ein Knast, sondern sich auch so anfühlt. 

Nach seiner Rückkehr in den Stammjugendwerkhof, wird Alex immer noch als unangepasst betitelt.  Wegen eines unerlaubten Diskobesuchs mit anderen Jugendlichen, bei dem Alex als Drahtzieher der Aktion erklärt wird, kommt er mit 16 Jahren wieder nach Torgau.

 

Seine traumatischen Erfahrungen erzählt er in dem Kurzfilm mit animierten Bildern, die grob verbildlichen, wie er sich während der Zeit gefühlt hat. In den reduzierten, per Rotoskop-Verfahren animierten Bildern sieht man zum Beispiel eine leere Zelle mit Hocker, in die kaum Tageslicht fällt: „Du bist so isoliert, dass du anfängst mit deinen Socken zu reden.” und: “Ein Tag kann länger sein als ein Monat in Torgau.” schildert Alex seine Gefühle als Jugendlicher im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. 

Mit dem Satz “Ehemalige Heimkinder erkennt man daran, dass sie nach Aufmerksamkeit ringen.” verdeutlicht er nochmals, wie schwer die Zeit im Heim für ihn und auch andere Kinder war. Auch nach seiner Entlassung wird er bis zu seinem 18. Lebensjahr weiter von der DDR Jugendhilfe beobachtet. Seine “Umerziehung” wird als nicht erfolgreich zu den Akten gelegt.
“Sag mal einem Tiger: Verlier deine Streifen! Und er wird es nicht können, weil er eben ein Tiger ist. Und so bin ich eben auch.” kommentiert er dazu.
Die Erfahrungen aus der DDR und die vorgeschriebene Erziehung haben ihn sehr geprägt und heute ist er selbst Vater von drei Kindern und meint: “Ich mag das Wort Erziehung nicht, ich denke, es ist besser, Kinder zu begleiten.”

Der Film ist sehr empfehlenswert und interessant, um einen Eindruck von möglichen Konsequenzen der freien Meinungsäußerung in der DDR zu bekommen. Er ist sehr einfühlsam erzählt und mit Hilfe der animierten Bilder kann man sich das Geschehen leicht vorstellen und der Erzählung gut folgen.

Ich fand die Geschichte sehr traurig und dramatisch. Und war auch teilweise sehr erschüttert, dass das wirklich ein reales Schicksal ist. Denn heutzutage ist es echt unvorstellbar, so eine Art von Umerziehung zu erleben –  zum Glück. Die Erzählung von Alex hat mich auch sehr nachdenklich gemacht: Wie ging es anderen Menschen in der DDR in ähnlichen oder anderen Situationen?

Denn ich hätte nie gedacht, dass so etwas, wie es Alex passiert ist, überhaupt möglich ist bzw. war.

Von Mathilda

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