Wirklichkeit, was ist schon Wirklichkeit? Ist es nicht die Art, wie wir die Welt wahrnehmen? Wie wir empfinden, worauf alles basiert?
,,Wirklichkeit trägt immer eine Maske“, sagt Jon Bang Carlsen, er ist Regisseur, Autor und Schauspieler. Carlsen hat über 40 Dokumentar- und Spielfilme gedreht und ist heute einer der bedeutendsten dänischen Filmemacher. Carlsen glaubt an die persönliche Wirklichkeit – und zwar NUR daran. Genauso sind auch seine Filme aufgebaut, sie zeigen SEINE persönliche Wirklichkeit.
Wie er in seinem Film „How to invent Reality“ offenlegt, sucht er sich eine Geschichte, die er erzählen will. Dann nimmt er Personen, denen diese Geschichte hätte passieren können. Carlsen schreibt ein Drehbuch und sucht sich einen Drehort, der für ihn zu dieser Geschichte passt.
Ähnlich wie in einem Spielfilm dreht Jon Bang Carlsen Szene für Szene. Doch er betont immer wieder, der Unterschied zwischen seinen Filmen und einem Spielfilm sei, dass die Darsteller keine Schauspieler seien. Sie spielten nur Szenen, die in ihrem eigenen Leben prinzipiell vorkommen könnten.
Carlsen bewegt sich damit auf einem sehr schmalen Grad zwischen Fiktivem und Realem, geht aber erstaunlich offen damit um. Für dieses besondere Arbeitsweise gibt es sogar einen Namen: „Staged Documentary“ (Inszenierte Dokumentation).
Jon Bang Carlsen praktiziert diese Art des Dokumentarfilms seit er auf der Filmhochschule Dänemark war. Kurz vor seinem Abschluss dort, drehte er einen Film über eine Frau, bemerkte aber, dass sie sich veränderte, sobald er mit der Kamera in ihre Privatsphäre eindrang. Dadurch konnte er die vorher da gewesene Realität und Authentizität nicht mehr einfangen. Seitdem versucht er reale Geschichten mit fiktiven Personen und Orten für den Zuschauer greifbar zu machen.
Nichts desto trotz bleibt es eine Gradwanderung und es ist unsere Aufgabe, uns eine Meinung darüber zu bilden. Wir haben mit Jon Bang Carlsen über „Staged Documentary“ und seine Filme gesprochen.