Für Minuten steht die Kamera still: Gestalten mit Gasmasken werfen Steine und Böller auf Gebäude, Autos und Polizisten. Immer wieder hört man lautes Knallen, vielleicht von Schüssen. Rauch verdeckt den Blick auf die Geschehnisse für lange Momente.
Der Film „Maidan“ berichtet vom Euromaidan aus Sicht der Demonstranten. Im ersten Teil des Films wird der Maidan als ein riesiges Lager für Tausende von Menschen vorgestellt: Zelte, Gulaschkanonen sowie herumlaufende, singende Menschen drängen sich dicht an dicht. Immer wieder ertönt der Ausruf „Glory to Ukraine“ und wird aus Hunderten von Kehlen beantwortet. Menschen gehen mit heißen Getränken und Brot herum. In Tonnen brennt Feuer. Es wird viel gesungen, noch ist es friedlich.
Der zweite Teil des Films beginnt mit riesigen Menschenmassen, die sich zu einer Front formatieren. Die Stimmung ist angespannt. Eine raue Stimme fordert zur Ruhe und zum friedlichen Protest auf. In den folgenden Szenen, in denen Steine fliegen und Autos brennen, ist sie verstummt. Auch bei diesen turbulenten Ereignissen bleibt die Kamera ruhig. Im folgenden Teil dagegen ist alles still, der Maidan relativ leer.
Der Film „Maidan“ besteht ausschließlich aus athmosphärischen Aufnahmen, er verzichtet auf Interviews. Er dokumentiert die Geschehnisse auf dem Maidan und zeigt Bilder, wertet sie dabei aber nicht. Das oft lange Stillstehen der Kamera zeugt von einer gewissen Distanz, trotzdem nähert sie sich bei Aufnahmen einzelner Personen den Anwesenden.
Mir hat „Maidan“ trotz seiner Langatmigkeit sehr gut gefallen, da er die Geschehnisse auf dem Maidan im Detail zeigt, ohne sie zu kommentieren. Auf diese Weise öffnet der Film Raum für eigene Interpretationen, im Gegensatz zu mancher medialer Berichterstattung. Trotz des teils distanzierten Blicks ziehen Nahaufnahmen immer wieder eine Verbindung zu den einzelnen Menschen und ihrem Willen zur Veränderung.