Der alte Mann wirkt wie ein Rentner aus dem Bilderbuch. Korpulent, Schnurrbart, dicke braune Winterjacke und eine tiefe, gemütliche Stimme. Wir sehen ihn von hinten, wie er langsamen Schrittes die (noch) beschauliche Hauptstraße des Dorfes Appel entlang schreitet. Noch beschaulich, denn bald sollen zu den knapp 450 Einwohnern des niedersächsischen Dorfes 53 männliche Asylbewerber hinzukommen. 53 seien zu viel für Appel, aber prinzipiell habe man hier ja nichts dagegen. Das Publikum in der Schaubühne Lindenfels lacht zwischen Fassungslosigkeit und Freude über die klischeehaften Aussagen des Mannes.
„Willkommen auf Deutsch“ heißt der Film, der hier in der Schaubühne läuft, in die etwa die Hälfte der Gemeinde Appels passen würde. Er beschreibt die Situation in zwei niedersächsischen Gemeinden, Tespe und Appel, welche jeweils Asylbewerber aufnehmen sollen. Mit erstaunlich wenig Wertung zeigen die Regisseure Hauke Wendler und Carsten Rau das alltägliche Geschehen in Niedersachsen.
Natürlich werden die Bürger Appels, die sich juristisch und in Form einer Bürgerinitiative gegen das Asylbewerberheim wehren, zwangsläufig zu den Antagonisten des Films. Doch auch ihnen wird eine Stimme gegeben und auch für sie kann man in gewisser Weise Verständnis entwickeln. Auch die Asylbewerber selbst kommen umfangreich zu Wort, dürfen ihre Geschichte, ihre Sorgen und ihre Hoffnungen erzählen.
Zwischen all diesen unterschiedlichen Geschichten und Ansichten schafft es der Film auf eine unaufgeregte Art die Abgründe des deutschen Asylrechts und der deutschen Willkommenskultur aufzuzeigen. Der Zuschauer lernt eine Familie aus Tschetschenien kennen. Larissa, die große Tochter, erzählt. Die Mutter liegt im Krankenhaus. Zwischen Haushalt und der Sorge um ihre fünf jüngeren Brüder droht ihr das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit der Abschiebung nach Polen.
Ein kritischer Film mit faszinierenden Impressionen und ein Meinungsforum, das allen Ansichten Platz lässt. Wer ihn gesehen hat, der denkt beim Thema Asyl zwei mal nach.
Im Anschluss an den Film luden wir Hauke Wendler, einen der beiden Regisseure des Films, zum Gespräch ein. Er erzählte von der Intention des Filmes und von seinen persönlichen Erfahrungen, die ihn zum Thema Asyl gebracht haben.
So unterschiedlich wie die Ansichten in „Willkommen auf Deutsch“sind auch die Reaktionen der Leipziger. Wir haben sie nämlich gefragt, wo sie sich die Unterbringung von Asylbewerbern besser vorstellen können – auf dem Land oder in der Stadt.
Seit 2011 ist die Anzahl von Menschen, die momentan auf der Flucht sind, drastisch gestiegen. Viele Menschen, in Deutschland treten diesen Flüchtlingen mit Misstrauen und Angst gegenüber. Allerdings gibt es auch Menschen, die sich für die Asylbewerber stark machen. Einer dieser Menschen ist Carmen Stamm. „Stolz und Vorurteil“ heißt das Projekt, welches Carmen seit 2 Jahren leitet.
Die Devise dieses Projektes lautet, dass den Menschen durch direkte Güter in Form von Kleidung und Spielsachen geholfen wird. In einem Interview hat sie uns erklärt, wie dieses Projekt entstanden ist und was es im Allgemeinen heißt, sich für Asylbewerber einzusetzen.
Ein Gedanke zu „Willkommen auf Deutsch“
Herzlichen Dank für den interessanter Artikel!
Toller Blog.