Jedes Jahr wird auf dem DOK-Festival ein Land und seine Dokumentarfilmszene porträtiert. Dieses Jahr stand die Türkei im Fokus. Die Kuratorin für dieses Projekt ist die türkische Journalistin und Fotografin Özge Calafato. Seit Janaur entwickelte sie ein Programm mit acht Unterthemen und insgesamt waren 18 Filme im Länderfokus zu sehen. Bei einem Interview mit den DOK Spotters Miron und Moritz gab die Kuratorin einen Einblick in die Entwicklung der türkischen Dokumentarfilmindustrie.
Doch die rasante Entwicklung in der Szene hat auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. So sind zum Beispiel nur Zehn Prozent der türkischen Kinos unabhängig, während der Rest meist zu Shopping-Malls gehört. Oft haben die Filmemacher mit der Finanzierung ihrer Filme Probleme. Dadurch kommt es häufig zu Kooperationen mit anderen Ländern. Auch die komplizierte politische Sitution in der Türkei bringt Schwierigkeiten für die Filmemacher mit sich.
Manche Themen werden delikater und auch die Möglichkeit den Film vorzuführen, wird eingeschränkt. So zum Beispiel auf einem Filmfestival im türkischen Antalya. Dort wurde ein Film aus dem Programm gestrichen, da er angeblich Inhalte zeigte, die den türkischen Präsident verunglimpften. Doch die Regisseure machen sich auch selbst Druck.
Die gesellschaftlichen und politischen Probleme in der Türkei werden von vielen Filmen des Länderfokus‘ aufgegriffen. Doch auch die Kurden und ihr Kampf gegen den IS werden porträtiert. So zum Beispiel im Kurzfilm „Distant“, der zwei kurdische Kämpferinnen in Kobane und ihren Widerstand gegen die männliche Unterdrückung zeigt. Auch der Genozid an den Armeniern und seine Auswirkung auf die heutige Türkei wird von mehreren Filmen dargestellt.
Allerdings gibt es im Länderfokus auch etwas zum Lachen. Im Film „Remake, Remix, Rip Off“ gibt uns Regisseur Cem Kaya ein wunderbaren Überblick über die türkische Filmindustrie der 60er und 70er Jahre. Billige Remakes und absurde Adaptionen prägten die damalige Filmlandschaft. So gilt die damals entstandene türkische Version von Star Wars bis heute als einer der schlechtesten Filme überhaupt.
Der diesjährige Länderfokus gab dem Publikum einen vielschichtigen Einblick in die türkische Dokumentarfilmszene und bot gleichzeitig einen zensurfreien Raum für diese Filme.
Autoren: Miron und Moritz