In den Grenzen der eigenen Möglichkeiten

Wir fahren mit der Tram durch Ost Berlin. Plattenbauten und kahle Bäume ziehen vorbei. Es ist eine wackelige Aufnahme, aufgenommen von Andreas Goldstein, als Kind in der DDR. Sie ist Teil seines neuen Dokumentarfilms, Der Funktionär, der das Leben von Klaus Gysi beleuchtet. Klaus Gysi war lange Zeit Kulturminister in der DDR, überzeugter Kommunist und Goldsteins Vater. Der Film ist eine persönliche Biografie Gysis, aber es geht auch um einen Staat/System und eine Familiengeschichte. Was war Goldstein persönliche Motivation oder der konkrete Anlass für diesen Film? Um dies und mehr zu erfahren, trafen wir ihn zum Gespräch.

 

Beim Anschauen des Films wird einem beispielsweise durch die zahlreichen Naturaufnahmen von Goldstein als Kind (und seiner gleichzeitigen Abwesenheit in den Bildern von damals) eine gewisse Distanz zwischen Vater und Sohn vermittelt. Dennoch spricht Goldstein mit seiner Stimme aus dem Off von „mein Vater“. Aus dem Publikum gab es die Auffassung, dass der Film als Abrechnung zu verstehen sei, da Gysi wenig als Vater für seinen Sohn da war. Dem widersprach Goldstein jedoch ganz klar. „Es ist jetzt nicht eine Distanz, die ich künstlich geschaffen habe, sondern es ist eine Distanz meiner unterschiedlichen Materialen, Erinnerungen und andererseits meiner Reflexion von heute aus.“

Zudem fragten wir uns, wie der Regisseur als Sohn eines Funktionärs die DDR und deren Zusammenbruch erlebte. „Also natürlich war sie für mich der bessere Teil Deutschlands und natürlich war auch für mich der Sozialismus alternativlos. (…) (Er war) ein großer Emanzipationsversuch, sozusagen die Geschichte in die eigenen Hände zu nehmen und nicht dem Markt zu überlassen.“

Und zurück zu dem Film und dem Vater Klaus Gysi: Es werden Ausschnitte aus einem Interview mit ihm nach der Wende gezeigt, in dem der ehemalige Funktionär heftiger Kritik ausgesetzt und als gescheitert dargestellt wird. Es geht darum inwieweit in der DDR und so auch bei Gysi politische Überzeugung einfacher Funktion gewichen ist. „Das sind dann Mechanismen, aus denen sie (DDR- Funktionäre) selber sich dann irgendwann nicht mehr befreien konnten.“

Goldstein verknüpft gekonnt kontemplative Elemente aus seinen eigenen Aufnahmen und Interviewmitschnitte von Klaus Gysi aus dem Archiv. So gelingt ihm 30 Jahre nach der Wende ein distanziertes und doch persönliches Bild von seinem Vater und ihm im Rahmen der DDR zu zeichnen.

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