Der Film „Where We Belong“ zeigt, wie Jugendliche mit der Trennung ihrer Eltern umgehen.
Die DOK Spotters Thalea, Elsa, Janne und Héloïse haben den Film gesehen.
Ein Fehler war es nicht, eher eine harte Lektion
Scheidungskinder. Bei diesem Wort denke ich, wie die meisten Menschen wahrscheinlich auch, zuerst an all die negativen Aspekte: Kinder, die zwischen beiden Elternteilen hin- und herpendeln; Väter oder Mütter, die ihre Kinder kaum zu Gesicht bekommen; andere, die alleine für die Kinder verantwortlich sind, weil der Partner abgehauen ist.
Wenn ich mir mein Umfeld so angucke, behaupte ich, dass es nur wenige Eltern schaffen, nach ihrer Trennung Entscheidungen zu fällen, bei denen weder sie noch ihre Kinder leiden. Doch auf welche Weise die Dinge auch geregelt werden, eine Sache fällt mir immer wieder auf: während die Eltern bei ihren Streits so manchmal vergessen, welche Verantwortung sie tragen, sind es die Kinder, die umso früher erwachsen werden und lernen müssen, über den Dingen zu stehen.
Jacqueline Zünd bringt dem Publikum das Thema “Scheidungskinder” in ihrem Dokumentarfilm “Where We Belong” erschreckend nah.
Für ein Jahr begleitet sie zwei Zwillingspaare und einen Jungen aus verschiedenen Regionen der Schweiz und zeigt so, wie unterschiedlich mit Trennungen nicht nur je nach Familie, sondern eben auch nach Ort umgegangen wird.
Wie die Regisseurin selber betont, will sie die Kinder jedoch nicht als schwache Opfer, sondern als Stars des Films dastehen lassen: im Laufe der Handlung werden immer wieder Nahaufnahmen eingeblendet, in denen der Fokus auf den Gesichtern der Protagonisten liegt. Durch bunte Lichter, die auf den Gesichtern tanzen, werden sie als stark und schön dargestellt. Auch die Tatsache, dass die Eltern der Protagonisten an keinem Zeitpunkt zu Wort kommen, gibt den Zuschauern mehr Raum, sich auf die Emotionen und Sichtweisen der Trennungskinder einzulassen.
Zudem lässt Zünd die Kinder oft zu Wort kommen, wodurch sich auch Zuschauer, die noch nicht persönlich mit dem Thema Scheidung in Berührung gekommen sind, gut in die Gefühlslage der Kinder hineinversetzen können.
Und auch die Betroffenen selbst sehen sich nicht als bemitleidenswert an. Während ein Mädchen erzählt, dass eben dieses Leben zwischen Vater und Mutter für sie nicht schrecklich, sondern normal ist, sagt ihr Bruder: “Haben meine Eltern einen Fehler begangen? Nein. Ein Fehler war es nicht, eher eine harte Lektion. Aber ohne diese Lektion hätte es einen wichtigen Schritt in meiner persönlichen Entwicklung nicht gegeben.”
Auf eine so bewegende wie ästhetische Art beleuchtet der Film, wie Scheidungen betroffene Kinder erwachsen werden lassen und wie wichtig es für sie ist, dass ihre Eltern nie vergessen, dass sie eben nicht nur Mann und Frau, sondern vor allem Vater und Mutter sind, deren wichtigste Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder trotz aller Streitigkeiten niemals einsam sind.
Nach der Vorführung haben die DOK Spotters das Publikum nach seinen Eindrücken zu „Where We Belong“ befragt.