Gescheiterte Erinnerungskultur

sergei-portraitTouristengruppen strömen in Massen durchs Bild. Ein Jugendlicher mit der Aufschrift „Cool Story, Bro“ schlurft mit gelangweiltem Blick den Weg entlang. Erst nach 10 Minuten wird dem Zuschauer klar, an welchen Orten Sergei Loznitsa seinen Film Austerlitz gedreht hat, als das Schild mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ in den Mittelpunkt gerückt wird. Der Regisseur filmte an mehreren Gedenkstätten wie Dachau oder Sachsenhausen als stiller Observator die vorbeiströmenden Menschen und zeigt auf, dass eine Erinnerungskultur an die Verbrechen der Nationalsozialisten nur noch spärlich existiert. Wenn ein Mann vor dem Eintritt in die Gaskammer noch hastig ein Sandwich verschlingt oder zwei Mädchen vor Brennöfen und vor dem Schild „Arbeit macht frei“ für eine Kamera mit strahlendem Gesicht posieren, wird dem Zuschauer schnell klar, dass die meisten Besucher der Konzentrationslager die Ereignisse des Holocausts nicht mehr richtig reflektieren können. So entsteht der Eindruck, dass die Gedenkstätten oftmals zu einem „Kuriositäten-Kabinett“ verkommen.

Sergei Loznitsa hat sich mit den DOK-Spotters getroffen und im Interview Fragen zu seinem Film Austerlitz beantwortet.

 

Was war der ausschlaggebende Moment für Sie, um diesen Film zu machen?

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Besucher eines KZs so erpicht darauf sind, Fotos vor einem Krematorium oder vor „Arbeit macht frei“?

Welche Aktion von den Besuchern fanden Sie am seltsamsten?

Haben Sie eine Idee, wie man eine bessere Reflektion des Holocausts erreichen könnte?

Wenn Sie Ihren Film auf eine einzige Aufnahme reduzieren müssten, welche wäre es und wieso?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.