DOK Neuland eröffnet dieses Jahr an einem neuen Ort. Für alle, die noch nicht genau wissen wo, sind wir den Weg vom Festivalzentrum aus mal abgelaufen.
Die Ausstellung
Im DOK Neuland waren dieses Jahr 10 Projekte ausgestellt. Darunter eine analoge Animation, vier 360°-Filme, zwei Schreckenszenarien zukünftiger Welten, zwei Web-Dokumentationen und eine Roomscale-Erfahrung. Letzteres bedeutet, dass man mit einer VR (virtual reality) -Brille durch den Raum laufen kann, und dabei in einer Geschichte als Hauptfigur mitspielt.
- Eva ist eine künstliche Intelligenz, erschaffen, um wieder Ordnung auf der Erde herzustellen. Im 360-Grad-Film "Artificial World" treffen zwei Welten aufeinander. Ein bunter organischer Mikrokosmos ist im Supercomputer vorhanden.
- „Ich bin Eva. Ich heiße dich willkommen im Forschungsinstitut für Biodiversität ‚Die zweite Chance‘. Du bist einer der letzten dieser Spezies.“
- Die Menschheit legt ihr Schicksal in Evas Hände. Können wir ihrem Urteilsvermögen trauen? Ist in der neuen künstlichen Welt überhaupt Platz für uns?
- „Witeness J“ ist das Spiel zum Film „Das Kongo Tribunal“. Es spielt während des größten Weltwirtschaftskriegs der Geschichte.
- Mit der Room-Scale-VR-Experience erhält man einen noch besseren Einblick in die Realität des Kongokrieges. Zudem kann mit dem bereitstehenden Filmmaterial im Online-Archiv die Dinge besser erschließen.
- Man startet im kleinen Dorf Mutarule während eines Massakers. Angeschossen und im Delirium versucht man zu fliehen.
- "Deep Inside" - Diese Webdokumentation macht sichtbar, was vor den Augen der Gesellschaft verborgen bleiben soll.
- 1030 menschen werden in einer Nervenanstalt in Peterhof in der Nähe von St. Petersburg von der Außenwelt abgeschottet. Interviews mit Patienten und Mitarbeitern zeigen den Alltag dort.
- Die Zeit vergeht. Sie fließt wie der Gang durch den schier endlos langen Korridor der Anstalt. Der Zuschauer entscheidet selbst, ob er an den Zimmern vorbeigeht, in sie hineinschaut oder sie schließlich betritt und die Bewohner kennenlernt.
- "The Invented Village" ist das Porträt einer Miniaturstadt, gebaut als Lösung für ein komplexes Problem. Durch die Geschichte führt eine virtuelle Karte, in der nach und nach Inhalte freigeschaltet werden können. Die Bewohner schwelgen in Erinnerungen.
- „Ich bin hier gelandet. Im Paradies. Itapuã ist wie ein 5-Sterne-Hotel für mich. Es ist mein Zuhause.“ Eine Siedlung, umringt von Bergen und Wäldern. Gegründet in den 40er Jahren, beherbergte Itapuã seither fast 2.500 Menschen. Heute sind es nur noch 35, alle über 60 Jahre alt.
- Alte Dokumente und Fotografien sowie Filmaufnahmen von damals und heute enthüllen Stück für Stück, welch traurige Wahrheit die in Itapuã Verbliebenen miteinander verbindet.
- "Bioscope" - Das 2-mal-4-Meter-große Kunstwerk erinnert mit seiner Detailfreude an Gemälde von Hieronymus Bosch. Es ist jedoch mehr als nur Malerei. Was wir sehen, ist eine analoge Animation. Zum Leben erwacht die groteske Szenerie durch die Bewegung des Zuschauers und dessen Interaktion mit dem Bild.
- In "The Maribor Uprising" ist der Zuschauer mitten im dritten Aufstand von Maribor in Slowenien. Friedlich mit anderen demonstrieren? Oder die Hände für den handgreiflichen Protest freihaben? Dieser partizipative Film stellt seine Teilnehmer immer wieder vor die Wahl.
- „Planet ∞“ zeigt einen 360-Grad-Raum, in dem sich eine von vielen möglichen Dystopien breitmacht. In dieser neuen Welt gibt es kein menschliches Leben mehr.
- Der Planet hat sich so verändert, dass nur noch wenige Organismen auf ihm überleben können. Nur Pilze, Insekten und Meereskreaturen sind fähig, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Ist das Schwarzmalerei oder realistische Befürchtung?
- Der sensibel gestaltete 360-Grad-Film "Notes to my father" führt uns nach Indien, mitten in den Alltag und die Erinnerungen von Ramadevi, die an Sexhändler verkauft wurde.
- Sie gehört zu wenigen, die dem Bordell entkommen und sich wieder mit ihrer Familie vereinen konnten. Das Stück widmet sich dem Vater, der seine Tochter im Glauben, ihr ein besseres Leben zu schenken, weggab.
- „Sea Prayer“ ist ein fiktiver Brief eines Vaters an seinen Sohn, kurz vor ihrer Flucht nach Europa. Liz Edwards illustriert ihn mittels „Tilt Brush“, einem Malwerkzeug für den 3D-Raum.
- Aylan Kurdi, ein dreijähriger syrischer Junge, ertrank bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren. Am 2. September 2015 wurde sein Leichnam an einem türkischen Strand angespült. Das Bild des Toten ging um die Welt.
- Berührt von diesem in einer Fotografie so erschlagend zusammengefassten Schicksal, schrieb Khaled Hosseini, UNHCR-Sonderbotschafter, den Monolog.
- Im Arte-Projekt "Homo Digitalis" sehen wir den Menschen in Zeiten des Umbruchs.
- Zunehmend halten technische Innovationen Einzug in unser Leben und unseren Alltag.
- Doch wie abhängig wollen wir werden? Oder sind wir es schon längst?
- Werden wir irgendwann nur noch virtuelle Freundschaften pflegen, Sex mit Robotern haben, unseren eigenen Körper hacken?
- Das Transmediaprojekt „HOMO DIGITALIS“ besteht aus einer dokumentarischen Web-Serie und einem spielerischen Selbsttest. Was macht die digitale Revolution mit uns Menschen? Verwandelt sie den Homo sapiens in eine neue Spezies – den Homo digitalis?
Das Interview mit dem Kurator Lars Rummel
Wir haben mit Lars Rummel, dem Kurator von DOK Neuland über seine Motivation, die Projekte und seine Auswahlkriterien gesprochen.