Wahnsinn

Wahnsinn

Wahnsinn

Schnaubend tauche ich auf – was, wo, wer, wie?
Ah!
Gehen, Laufen, Rennen. Scheiße, viel Rennen.
Petersstraße, Marktplatz, irgendwie kommt mir das bekannt vor.
Kommen wir zum wer: ich sehe an mir herunter – eindeutig ich – immerhin, hätte ja auch jemand anders sein können.

So weit so gut ich beschließe mit mir irgendwo hin zu gehen, aber wohin?
Das Programm in meiner Hand – nutzlos ohne die Uhrzeit, also her mit der Uhr!
16:37 sagt sie. Damit wäre dann immerhin meine vollständige Position in der Raumzeit geklärt.

Die nächste Hürde, die es zu überwinden gilt, erwächst den sehr künstlerischen Anmerkungen, mit denen ich in meinem Programmheft gekennzeichnet habe, welche Filme ich noch unbedingt sehen will.

Für die nächste Stunde habe ich drei Filme eingekreist, die gleichzeitig laufen.
In Anbetracht der Schizophrenie meiner momentanen Lage würde das eigentlich kein Problem darstellen, wäre da nicht dieser Körper, diese träge Materie, die beim Gedanken an Dreiteilung nur müde lächelt.

Na egal – gebe ich eben zu, dass ich mir zu viel vorgenommen habe und kehre einfach zur Redaktion zurück. Ich hatte doch auch vor, einen Text zu schreiben… vor den elf Filmen gestern… Da war doch einer der mich sehr beeindruckt hatte… der mit dem schönen Ende.

Pause

In diesem Raum sind zehn Laptops, warum habe ich keinen?!

In verschiedenen übertrieben lauten Gesprächen sind sich Menschen uneinig, ob sie gerade mit dem jeweils anderen, dem Computer oder einer streikenden Software sprechen, ich bin mir sicher, dass die eher herben Töne dem Schnittprogramm gelten und die freundlichen der Besänftigung desjenigen, der sich fälschlicherweise angesprochen fühlt.

Aber deswegen bin ich nicht hier – ich bin motiviert – ich bin produktiv – ich bin konzentriert – ich… irgendwas ist gerade runtergefallen.

Neben mir ist Markus gerade eingeschlafen. In der letzten Szene, die er gesehen hat, waren nur zwei Menschen in einer ruhigen nächtlichen Bucht auf einem schaukelnden Boot zu sehen und zu hören. Ruckartig wacht er auf, als ein Auto hupt, scheint also doch etwas passiert zu sein, während er weg war. Markus ist also wieder wach, dafür schläft jetzt Paulina – Pause – das war wohl ich, der da geschlafen hat.

Der leicht paranoide Blick auf die Uhr zeigt mir, dass der nächste Film, in den ich gehen wollte schon seit zehn Minuten läuft… in einem anderen Kino, dabei hatte ich extra ausgerechnet, dass ich genug Zeit habe, in der Pause dort hin zu fahren – verdammt.
Egal, die Anmoderation in zwei Sprachen, die meistens sehr unterhaltsam ist hat einen ausreichenden Puffer für den unzulänglichen Zeitplan gebildet und die nächsten filmischen Geschichten finden doch noch erfolgreich den Weg über all meine Sinne in mein Gehirn, wo sie gemeinsam mit den bereits anwesenden eine ausgelassene Party feiern.

Schöne Sache.

Gegen Ende der Woche wissen alle Gäste mehr als zuvor, haben viele Gesichter gesehen und Tänze getanzt, sind todmüde und glücklich.

Ich natürlich auch.

Irgendwie passend, dass ich vergessen habe, auf welchem der vielen identischen Mac-Books in der Redaktion ich diesen Text geschrieben habe.

Jetzt war er monatelang verschollen, um dann über einige Umwege auf einem privaten Laptop, der sich unter die unseren gemischt hatte wieder aufzutauchen und damit in der Übereinstimmung von Inhalt, Form und dem Prozess seiner Entstehung die endgültige Perfektion zu erreichen und ein Jahr nach dem ersten getippten Buchstaben die digitale Oberfläche des Informationsozeans inmitten des Hafens mit dem Namen „DOK Leipzig 2015“ zu durchbrechen und damit seine langersehnte Veröffentlichung zu feiern.

Endlich. Schön.

Hallo.

 

 

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