Himmelverbot – von zweiten Chancen und Vergebung

Die Antwort auf die Frage „Was hast du heute gemacht?“, klänge viel zu banal, als dass sie die Unwirklichkeit der Situation widerspiegeln könnte. „Ich habe heute ein Interview mit einem Doppelmörder geführt.“

DIMG_2750er Mann, der uns gegenüber sitzt, ist etwa um die 50, hager und sieht erschöpft aus. Gavril Hrib erinnert durch seinen Schnurrbart ein wenig an Asterix. Er scheint sympathisch zu sein. Dass er zwei Menschen erschossen hat und dafür einundzwanzig Jahre im Gefängnis saß, wissen wir nur, weil wir den Film „Himmelverbot“ gesehen haben. Gavril Hrib verübte im Alter von 27 einen Raubmord, wurde zu 21 Jahren Haft im Gefängnis in Bukarest verurteilt.

Begegnet man Gavril im realen Leben und nicht im Film „Himmelverbot“, der seine Geschichte erzählt, so lernt man einen zurückhaltenden, beinahe schüchternen, aber doch sympathischen Mann kennen.

Denkt Gavril an die Jahre im Gefängnis zurück, so bleibt die Zahl 21 hängen, die Jahre, die er an Freiheit verloren hat. Nach 21 Jahren macht er sich auf die Suche nach dem normalen Leben und wie man mit Schuld und Lüge leben kann. Das trostlose Leben in Rumänien und die aussichtslose Suche nach einem Job, erschweren es Gavril seinen Platz in der heutigen Gesellschaft zu finden. Diese Zeit war so schwierig, dass er machmal denkt, er wäre lieber im Gefängnis geblieben.

In „Himmelsverbot“ begleitet der Regisseur Andrei Schwartz Gavril auf seinem Weg. Der Film lief nicht nur in den Leipziger Kinos, sondern wurde auch im Zuge des „DOK im Knast“ in der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen gezeigt. Für Andrei Schwartz war dies eine ganz besondere Erfahrung, denn die Insassen konnten den Film mit ihren eigenen Erfahrungen verknüpfen und so entstand ein langes und hoch emotionales Publikumsgespräch, für das sogar der Zellappell verschoben wurde.

Dieses große Interesse der Häftlinge an dem Dokumentarfilm begeistere Andrei Schwartz so sehr, dass er jetzt einen Dokumentarfilmworkshop in einem Gefängnis plant. Er möchte die Gefangenen dazu anregen Filme über sich selbst zu drehen.

IMG_2753Bei uns warf der Film die Frage auf: Wie wichtig eine zweite Chance und Vergebung sind. Wie oft haben wir eine zweite Chance bekommen? Wir versagen, wir versuchen es erneut. Es gibt kaum jemanden, der noch nie eine zweite Chance bekommen hat. Doch hat man immer eine zweite Chance verdient? Auch wenn man zwei Menschen getötet hat? Sollte Gavril nicht sogar von der Gesellschaft verstoßen werden?

Immerhin hat er zwei Menschen das Leben geraubt und ihre Angehörigen in unendliche Trauer gestürzt. Aber Gabi, wie er von seinen Freunden genannt wird, hat sich offensichtlich geändert und sich viele Gedanken über seine Tat gemacht. Verdient er trotz der Tat eine zweite Chance und impliziert eine zweite Chance Vergebung?

Hier zeigt sich die Grenze, die zwischen einer zweiten Chance und Vergebung gezogen wird. Es ist völlig klar, dass Gabi niemals vergeben werden kann, zumindest nicht im ursprünglichen Sinne. Aber was bedeutet es dann, eine zweite Chance zu geben? Der Mensch macht Fehler. Jeder macht Fehler. Diese Phrasen werden uns richtigerweise von klein auf mit auf den Weg gegeben.  Für mich ist eine zweite Chance die Möglichkeit, die ihm die Gesellschaft gibt, besser, die wir ihm geben, sich in gewisser Art und Weise zu beweisen. Für mich wird dabei die begangene Tat nicht vergessen, ganz im Gegenteil.

Es ist ein Umgang mit der Tat. Wichtig dabei ist, dass Gabi sich damit auseinandersetzt. Dass er nicht versucht es zu verdrängen oder zu unterdrücken. Das ist auch einer der Gründe, warum der Film in meinen Augen so eindrücklich ist. Er zeigt den Prozess, der bei Gabi stattgefunden hat sehr gut und greift seinen inneren Fortschritt auf eine bewegende Art auf. In gewisser Weise ist „Himmelverbot“ also eine Möglichkeit für den Zuschauer zu entscheiden, ob Gabi eine zweite Chance verdient hat, oder nicht.

Ein Gedanke zu „Himmelverbot – von zweiten Chancen und Vergebung

  1. Also ich habe Gavril kennen gelernt als Mensch der wirklich hilfsbereit lustig und irgendwie von allen ausgenutzt wird.Werde versuchen ihn etwas im Leben weiter zu bringen.
    Er hat es verdient das er nun ein besseres Leben hat als im harten Gefängnisalltag .Verurteilt Bitte nicht diesen Menschen sondern gebt Ihn eine 2 Chance! Bei mir hat er die 2 Chance jedenfalls verdient.
    Liebe Grüße Frank
    Ein Arbeitskollege der nicht zusieht wie er nur ausgenutzt wird mit Dumpinglohn sondern ich versuche Ihm ein Leben zu ermöglichen das er 21 Jahre nicht leben konnte!

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